19. Dezember 2024
Zukunft der Industriearbeit in Schweinfurt
Gemeinsam gestalten statt nur beschreiben
Projektvorhaben der IG Metall gestartet: Durch Erkenntnisse aus einer Regionalstudie verbunden mit Betriebsfallstudien in Industrieunternehmen sollen konkrete Maßnahmen für eine nachhaltige Transformation der Industrieregion Main-Rhön identifiziert werden, die bereits heute umgesetzt werden können.

Schweinfurt ist und bleibt eine industriell geprägte Region. Doch die Herausforderungen, vor denen die Industrie steht, verschärfen sich zunehmend. Die Gründe dafür sind vielfältig und können nur mit einem ganzheitlichen Ansatz bewältigt werden. Der Anspruch der IG Metall Schweinfurt ist es, konstruktiv zur Entwicklung von Lösungen beizutragen und nicht nur Probleme zu beschreiben – denn in der reinen Problembeschreibung liegt noch keine Lösung.

Deshalb haben wir uns vor einigen Monaten auf den Weg gemacht, gemeinsam mit der Hans-Böckler-Stiftung einen wissenschaftlichen Partner zu finden, der die Frage untersucht: Welche Stellschrauben können in den Betrieben und der regionalen Umgebung gedreht werden, um die Situation für Industriearbeit in der Region nachhaltig zu verbessern? Mit dem ISF München (Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung e.V.) hat die IG Metall Schweinfurt dafür den richtigen Partner gefunden. Das ISF wird mit einem integrierten Forschungsansatz die Entwicklung einer Zukunftsstrategie für die Industrieregion Main-Rhön mit Expertise aus der sozialwissenschaftlichen Arbeits- und Industrieforschung unterstützen.

„Fördermittel allein reichen nicht aus“

„Dass die Bayerische Staatsregierung nun Förderungen für Schweinfurt auf den Weg bringen will, ist ein wichtiges und begrüßenswertes Signal. Sowohl die Stoßrichtung als auch das finanzielle Volumen sind aus unserer Sicht richtig. Auch die Breite der benannten Themen zeigt, dass die Landesregierung die Herausforderungen der Region erkannt hat“, sagt Thomas Höhn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt. „Doch Fördermittel allein reichen nicht aus. Der Teufel steckt im Detail. Es braucht konkrete und zielgenaue Maßnahmen und Strukturen, damit die Gelder dort ankommen, wo sie am dringendsten gebraucht werden – beim Erhalt und der Erschließung neuer Wertschöpfung in den Betrieben und in der Region und bei den Menschen, die den Wandel vorantreiben. Darauf zu hoffen, dass dies von selbst geschieht, greift zu kurz.“

Ziel der IG Metall ist es, mit einem möglichst breiten, unabhängigen Blick und ohne ideologische Scheuklappen weiter an dieser für alle relevanten Aufgabe zu arbeiten:

Thomas Höhn von der IG Metall betont: „In diesem Jahr sind wiederholt mehrere Tausend Kolleginnen und Kollegen für die Zukunft von Industriearbeit in Schweinfurt und Umgebung auf die Straße gegangen. Die in Aussicht gestellten Fördergelder sind ein Meilenstein, aber deren Bereitstellung auch nicht der Endpunkt. Sie sind ein Ansporn, weiterzumachen – mit dem klaren Ziel, die Region Schweinfurt wirtschaftlich zu stärken und für die Zukunft zu rüsten. Dieses Signal motiviert uns, die Arbeit fortzusetzen und uns weiterhin mit ganzer Kraft für die Entwicklung der Region einzusetzen.“

Renommierte Forschungseinrichtung

Hier setzt mit dem ISF München eine renommierte Forschungseinrichtung an. Das unabhängige, gemeinnützige Institut betreibt seit nahezu 60 Jahren gestaltungsorientierte Forschung zum Wandel von Wirtschaft und Arbeitswelt. Durch Erkenntnisse aus einer Regionalstudie (RegioTrans-MR) verbunden mit Betriebsfallstudien in Industrieunternehmen (ZF, Schaeffler, SKF, Preh) sollen in einem sozialpartnerschaftlichen Vorgehen konkrete innovative Maßnahmen für eine nachhaltige Transformation der Industrieregion Main-Rhön identifiziert werden, die bereits heute umgesetzt werden können. Dahinter steht die Überlegung, dass die Entwicklung wirksamer regionaler Maßnahmen an eine genaue Analyse der Herausforderungen und Lösungsperspektiven in den Betrieben gekoppelt sein muss und umgekehrt. Ziel ist es, die Betriebe zusammen mit weiteren Akteuren zu aktiven Gestaltern in der Region zu machen.

Strukturprobleme überwinden

Die drei Wissenschaftler Dr. Norbert Huchler, Tobias Ritter und Dr. Alexander Ziegler führen in den nächsten Monaten das integrierte Forschungskonzept durch. Im Rahmen der Regionalstudie werden zunächst qualitative Experteninterviews mit regionalen Stakeholdern geführt. Im weiteren Verlauf sind außerdem ein Regionalworkshop und im Sommer/Herbst 2025 eine Regionalkonferenz mit Vorstellung der Erkenntnisse aus den Studien geplant. Verknüpft wird dies mit vier Betriebsfallstudien im Maschinenbau (Schaeffler und SKF) und in der Autozulieferindustrie (ZF und Preh). Durch Experteninterviews mit Management, Betriebsräten und Beschäftigten wird die Situation in den Unternehmen vor dem Hintergrund der Transformation ganzheitlich untersucht. Es sollen zum Beispiel Lösungsansätze gefunden werden, wie neue Geschäftsfelder auch jenseits des eigenen Branchenfokus erschlossen werden können und wie bestehende Kernkompetenzen und Beschäftigungspotenziale zur Erschließung von Zukunftsprodukten genutzt werden können. Es geht aber auch darum, in der Region Synergien auszuloten und Strukturprobleme zu überwinden. IG Metall und Betriebsräte erhoffen sich von dieser Unterstützung auf betrieblicher Ebene sozialpartnerschaftliche Maßnahmen zur Zukunftssicherung am Standort zu entwickeln und diese mit Maßnahmen auf regionaler Ebene zu verknüpfen.


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