Vor diesem Hintergrund hat das Projekt RegioTrans-MR eine umfassende Potenzialanalyse mit Industriebetrieben der Region gemeinsam mit dem Würzburger Zentrum für Telematik durchgeführt. Ziel war es, herauszufinden, inwieweit regionale Unternehmen von dieser wachsenden Branche profitieren und sich erfolgreich als Zulieferer für Raumfahrtanwendungen positionieren können. Die Ergebnisse zeigen viele Schnittmengen.
Das Vorhaben RegioTrans-MR, das die IG Metall Schweinfurt in Kooperation mit dem Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung e.V. (ISF München) initiiert hat, zielt darauf ab, die Entwicklung von Zukunftsperspektiven für die Industrieregion Main-Rhön mit Expertise aus der sozialwissenschaftlichen Arbeits- und Industrieforschung zu unterstützen und bereits heute umsetzbare Maßnahmen zu identifizieren. Die bisherigen Projektergebnisse zeigen, dass ein zentrales Handlungsfeld für die Region darin besteht, die vorhandenen Industrialisierungskompetenzen stärker mit Zukunftsfeldern zu verknüpfen. Dr. Alexander Ziegler vom ISF München betont: „Die Unternehmen in der Region Main-Rhön verfügen über ausgeprägte Kompetenzen in der Entwicklung und Serienfertigung hochwertiger Industriegüter. Vielen Start-ups und Akteuren aus Zukunftsfeldern mit neuen Produktideen fehlen diese Kompetenzen. Eine große Chance für die Region besteht darin, diese Kompetenzen zu bündeln und die Zusammenarbeit zwischen Industrie und Akteuren aus Zukunftsfeldern zu fördern.“
Im Rahmen des Vorhabens hat sich über die Netzwerke der IG Metall Schweinfurt und der Betriebsräte in den Industriebetrieben die Möglichkeit ergeben, direkt aktiv zu werden und mit dem Zentrum für Telematik e.V. Würzburg (ZfT) einen Workshop zu den Potenzialen der Raumfahrt als neues Geschäftsfeld für Automobilzulieferer und Maschinenbauunternehmen durchzuführen. Im Workshop hatten sozialpartnerschaftliche Netzwerktandems aus Spezialisten und Betriebsräten der Industriebetriebe der Region die Möglichkeit, sich aus erster Hand einen Eindruck über die Möglichkeiten im Geschäftsfeld zu verschaffen. Neben einem detaillierten Überblick über die Anforderungen an Produkte und Technologien sowie die Marktentwicklung im Geschäftsfeld konnten die Teilnehmer*innen bei einem Rundgang auch Einblicke in die Fertigung und Labore am ZfT erhalten. Insgesamt sechs Betriebe, die zusammengenommen mehr als 20.000 Arbeitsplätze in der Region stellen, nutzten diese Möglichkeiten.
Der boomende New Space Sektor bietet aktuell vielfältige Potenziale und Marktchancen auch für Quereinsteiger. So ermöglicht die Satellitenkommunikation beispielsweise, auch abgelegene Gebiete zu erreichen – selbst dort, wo der Ausbau am Boden wirtschaftlich nicht rentabel ist. Solche Anwendungen können einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung und zur digitalen Teilhabe leisten. In den vergangenen Jahren hat sich in der Region Unterfranken rund um das ZfT ein Raumfahrt-Ökosystem aus Hochschule, Start-ups und Firmen gebildet, die in diesem Feld aktiv und an Partnerschaften mit Unternehmen bei der weiteren industriellen Erschließung dieses Zukunftsmarkts interessiert sind. Prof. Dr. Klaus Schilling vom ZfT, der sich federführend für die inhaltliche Ausgestaltung des Workshops verantwortlich zeichnete, sieht viele Anknüpfungspunkte für eine Zusammenarbeit: „Gerade im „New Space“-Bereich entwickeln sich rasch wachsende technologische Schnittmengen zwischen der Raumfahrt und etablierten Industrien wie dem Automobilsektor und dem Maschinenbau – etwa bei Leichtbau, Mechatronik, Präzisionsfertigung und Test- und Qualitätssicherungssystemen. Das eröffnet neue Märkte und Marktteilnehmer, sowie hervorragende Chancen für Zusammenarbeit und Technologietransfer.“
Die sozialpartnerschaftliche Besetzung des Teilnehmerkreises am Workshop erfolgte bewusst. Sie soll dazu beitragen, die Ressourcen und Möglichkeiten der Region besser zu nutzen und einen breiteren Know-how-Transfer in den Betrieben zu ermöglichen – ein weiteres Ergebnis aus dem bisherigen Projektverlauf von RegioTrans-MR. Thomas Höhn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt und Initiator des Vorhabens, betont: „Wir verstehen uns nicht nur als Interessenvertretung, sondern auch als Ideengeber für eine starke industrielle Zukunft in unserer Region. Der Workshop hat gezeigt, welches Potenzial in der Verbindung von Raumfahrttechnologie und heimischer Industrie stecken kann – und wie wichtig es ist, gemeinsam neue Wege zu denken.“
Weitere Einblicke in die Ergebnisse des Workshops werden im Rahmen der Abschlusskonferenz von RegioTrans-MR am 21. November 2025 in Schweinfurt vorgestellt.