Die Region Main-Rhön befindet sich inmitten eines tiefgreifenden industriellen Wandels. Im Rahmen der Regionalkonferenz „RegioTransMR: Die Transformation der Industrieregion Main-Rhön gestalten“ wurden am 21. November in der Kunsthalle Schweinfurt die Ergebnisse eines einjährigen Forschungs- und Gestaltungsprojekts vorgestellt, das von der Hans-Böckler-Stiftung gefördert und vom ISF München gemeinsam mit der IG Metall Schweinfurt durchgeführt wurde. „Das Projekt hat gezeigt, wie wir den industriellen Wandel in Main-Rhön konkret und gemeinsam gestalten können. Die Region hat die Menschen, das Know-how und die industrielle Stärke – jetzt braucht es den Mut, neue Wege zu gehen und die richtigen politischen Rahmenbedingungen“, betont Thomas Höhn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt.
Das Projekt hat es sich zur Aufgabe gemacht, betriebliche, zwischen-betriebliche und regionale Lösungen und Zukunftsperspektiven für die Industrieregion Main-Rhön zu entwickeln. Durch Erkenntnisse aus einer Regionalstudie (RegioTrans-MR) verbunden mit Betriebsfallstudien in Industrieunternehmen (ZF, Schaeffler, SKF, Preh) konnten in einem sozialpartnerschaftlichen Vorgehen konkrete innovative Maßnahmen für eine nachhaltige Transformation der Industrieregion Main-Rhön identifiziert werden, die bereits heute umgesetzt werden könnten. Das Projekt liefert die Erkenntnis, dass die Region Main-Rhön über erhebliche Potenziale verfügt, um den industriellen Wandel aktiv zu gestalten – etwa durch neue Innovationsfelder wie die Raumfahrttechnologie oder die Weiterentwicklung des Kugellagers als Schlüsselprodukt. Erste Aktivitäten wurden bereits angestoßen, darunter ein Workshop zur Raumfahrt und ein regionales Chancenbild für die Kugellagerindustrie.
„Die Geschwindigkeit der Transformation in den Unternehmen zeigt, dass wir schnell gemeinsam ins Handeln kommen müssen, um Arbeitsplätze zu sichern und die Innovationspotenziale der Region auszuschöpfen. Dafür braucht es eine besonders enge Verbindung zwischen Forschung und Gestaltung – mit den Unternehmen, den Beschäftigten und den regionalen Stakeholdern“, betont Tobias Ritter, einer der am Projekt beteiligten Wissenschaftler des ISF München.
„Die Regionalkonferenz der Hans-Böckler-Stiftung in Kooperation mit der IG Metall und dem ISF bringt die Dinge auf den Punkt: Eine Region wie Main-Rhön hat viel Potenzial“, sagt Dr. Manuela Maschke von der Hans-Böckler-Stiftung. „Die tiefgreifenden Veränderungen können bewältigt werden, wenn die Potenziale der Region erkannt und genutzt werden. Die Perspektiven der Beschäftigten und ihrer Interessenvertretungen, die in der Region leben und arbeiten, bringen wichtige Impulse. Gemeinsam mit den Menschen können Veränderungen gelingen.“ Im Rahmen der Förderlinie Transformation fördert die Hans-Böckler-Stiftung Praxisprojekte bei denen konkrete betriebliche und regionale Anliegen mitbestimmt und wissenschaftlich begleitet werden.
Die Regionalkonferenz in Schweinfurt wurde durch – zum Teil digitale – Grußworte von Christiane Benner (Erste Vorsitzende der IG Metall), Dorothee Bär (Bundesministerin für Forschung, Technologie und Raumfahrt), Frank Firsching (DGB-Regionsgeschäftsführer Unterfranken) und Dr. Manuela Maschke (Leiterin Förderlinie Transformation bei der Hans-Böckler-Stiftung) eröffnet. Die Wissenschaftler vom ISF München präsentierten die Studienergebnisse und konkrete Projektaktivitäten. In der anschließenden Podiumsdiskussion diskutierten regionale und überregionale Entscheidungsträger*innen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Arbeitnehmervertretung über konkrete Perspektiven für die Region.
Die Studien zeigen, dass die Industrieregion vor vielfältigen Herausforderungen steht:
Gleichzeitig wurden große Potenziale in den Industriebetrieben und der Region identifiziert:
Aus den Erkenntnissen wurden sechs strategische Handlungsfelder abgeleitet:
Ein Highlight des Projekts war der Workshop zur Potenzialanalyse Raumfahrt, durchgeführt mit dem Zentrum für Telematik (ZfT) in Würzburg unter Leitung von Professor Dr. Klaus Schilling. Ziel war es, die Anschlussfähigkeit regionaler Industrieunternehmen an das wachsende Geschäftsfeld „New Space“ zu prüfen und neue Innovationspfade zu eröffnen. Im Workshop hatten sozialpartnerschaftliche Netzwerktandems aus Spezialisten und Betriebsräten der Industriebetriebe der Region die Möglichkeit, sich aus erster Hand einen Eindruck über die Möglichkeiten im Geschäftsfeld zu verschaffen. Neben einem detaillierten Überblick über die Anforderungen an Produkte und Technologien sowie die Marktentwicklung im Geschäftsfeld konnten die Teilnehmer*innen bei einem Rundgang auch Einblicke in die Fertigung und Labore am ZfT erhalten. Insgesamt sechs Betriebe, die zusammengenommen mehr als 20.000 Arbeitsplätze in der Region stellen, nutzten diese Möglichkeiten. Der boomende New Space Sektor bietet aktuell vielfältige Potenziale und Marktchancen auch für Quereinsteiger. So ermöglicht die Satellitenkommunikation beispielsweise, auch abgelegene Gebiete zu erreichen – selbst dort, wo der Ausbau am Boden wirtschaftlich nicht rentabel ist. Solche Anwendungen können einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung und zur digitalen Teilhabe leisten.