03.03.: "Die Katze ist aus dem Sack": Zwei Wochen nach einem Bericht des Handelsblatts hat der ZF-Vorstand am 03.03.2025 dem Gesamtbetriebsrat offiziell mitgeteilt, dass eine Ausgliederung der Division E (Pkw-Antriebsstrang) geprüft wird. Davon wären bis zu 20.000 Beschäftigte in Deutschland und 6.000 in Schweinfurt betroffen.
06.03.: Schaeffler plant einen weiteren Abbau von Maschinen und Anlagen in der Schmiede. Das hat der Konzern den Beschäftigten in drei Mitarbeiterversammlungen am 6. März erläutert. Von diesem Schritt wären gut 90 Beschäftigte betroffen. Auch wenn der Bereich seit Längerem unterausgelastet ist, kommt diese Entscheidung überraschend. Denn bereits im November hatte Schaeffler einen massiven Arbeitsplatzabbau in Deutschland angekündigt, bei dem auch der Standort Schweinfurt mit knapp 700 Beschäftigten betroffen sein sollte. Die nun verkündete Maßnahme war darin noch gar nicht enthalten.
Im Januar hatten sich Betriebsrat und Unternehmen auf Maßnahmen wie Arbeitszeitabsenkungen in Teilbereichen verständigt, um 2025 ohne Stellenabbau zu überstehen. Kaum zwei Monate später folgt nun diese Verkündung. „Ich teile die Ansicht des Betriebsrats: Dieser Schritt ist ein Schlag ins Gesicht für die Beschäftigten und den ganzen Standort. Jetzt wird aus reinen Kostengründen Fertigungstiefe, Qualität und Know-how ‚Made in Schweinfurt‘ infrage gestellt. Machen wir uns nichts vor: Was einmal weg ist, kommt nicht wieder zurück“, sagt Thomas Höhn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt.
11.03.: Die IG Metall Schweinfurt äußert scharfe Kritik an den Plänen von Pia Automation, 60 Stellen am Standort Bad Neustadt an der Saale abbauen zu wollen. Das Unternehmen hält daran fest, obwohl sich der Auftragseingang zuletzt erhöht hat. Der Arbeitgeber möchte nach eigenen Aussagen zukünftig mehr Zukäufe in Niedriglohnländern tätigen, die Umstrukturierung hat in vielen Bereichen aber noch gar nicht begonnen. „Zum jetzigen Zeitpunkt Personal abzubauen, obwohl ein erhöhter Auftragseingang für Bad Neustadt verzeichnet wird und die neue Strategie auch noch nicht umgesetzt ist, ist absolut irrsinnig und inakzeptabel“ betont Franziska Müller, Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Schweinfurt.
15.03.: Großer Aktionstag der IG Metall: Rund 80.000 Beschäftigte haben am 15.3. mit Großdemos in fünf Städten gleichzeitig die Politik zum Handeln und die Arbeitgeber zum Umdenken aufgefordert. Mit dabei waren auch 700 Beschäftigte aus der Region Schweinfurt-Main-Rhön. Die Beschäftigten, die aus der Region Schweinfurt-Main-Rhön an der Großdemo in Frankfurt am Main teilnahmen, kommen unter anderem aus den Betrieben ZF, Schaeffler, SKF, Bosch Rexroth und ZF Aftermarket in Schweinfurt; aus den Betrieben Preh, Siemens, Gardner Denver und BSH in Bad Neustadt an der Saale; von Lisi Automotive und Reich in Mellrichstadt; von Bosch Rexroth Augsfeld und den Fränkischen Rohrwerken aus den Haßbergen. Insgesamt sind mehr als 81.000 Beschäftigte dem Aufruf der IG Metall gefolgt. Der Aktionstag unter dem Motto „Mein Arbeitsplatz. Unser Industrieland. Unsere Zukunft!“ war damit die größte öffentliche Aktion der Gewerkschaft seit Jahrzehnten.
Ziel der IG Metall: eine klare industriepolitische Weichenstellung für eine starke, moderne und sozial gerechte Wirtschaft. Wir fordern von der Bundesregierung eine verlässliche Industriepolitik, die nicht nur Arbeitsplätze sichert, sondern neue Perspektiven schafft. „Wir sehen den industriellen Kern in der Region Schweinfurt-Main-Rhön als Innovationsmotor. Doch die bisherigen Pläne von Unternehmen in der Metall- und Elektroindustrie gefährden über 5.500 Arbeitsplätze bis 2028. Das ist nicht nur ein Risiko – es ist eine verpasste Chance, wenn wir jetzt nicht aktiv gestalten“, sagt Thomas Höhn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt. Zur Initiative „SOS Kugellagerstadt – Zukunft für Industriearbeit in Schweinfurt“ der IG Metall Schweinfurt und zur betrieblichen Situation gab es auf der Bühne in Frankfurt ein emotionales Statement von Wolfgang Trüdinger. Trüdinger ist Betriebsrat und Vertrauenskörperleiter bei Bosch Rexroth in Schweinfurt.
18.03.: Die Siemens AG hat am Dienstag (18.03.2025) angekündigt, in Deutschland 2.600 Stellen (weltweit ca. 5.600) im Bereich Digital Industries (DI) abbauen zu wollen. Arbeitgeber und Betriebsrat haben die Beschäftigten am Donnerstag (20.03.2025) in Bad Neustadt an der Saale bei Informationsveranstaltungen und Rundgängen über die aktuellen Entwicklungen im Konzern informiert. Der Betriebsratsvorsitzende Oliver Mauer betont: „Wir haben kein Verständnis für die geplanten Maßnahmen im Bereich Digital Industries – vor allem, weil die Beschäftigten seit Längerem durch Arbeitszeitabsenkungen und dem damit verbundenen Entgeltverlust einen erheblichen Beitrag zur Stabilisierung des Standorts Bad Neustadt an der Saale leisten.“
Der bundesweite Stellenabbau bei Siemens steht aus Sicht der IG Metall in diametralem Widerspruch zu einem Nettogewinn von neun Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2024. „Die Abbaupläne sind für uns deshalb momentan weder plausibel begründet noch nachvollziehbar“, sagt Gewerkschaftssekretärin Franziska Müller, die den Standort in Bad Neustadt an der Saale seitens der IG Metall Schweinfurt betreut. „Die Beschäftigten sind doch die Ermöglicher einer erfolgreichen Transformation.“
„Es passt einfach nicht zusammen“, fügt der Bad Neustädter Betriebsratsvorsitzende Oliver Mauer an: „Siemens hat das zukunftsorientierte Zielbild einer One Tech Company entworfen. Wenn es sich wie angekündigt um ein Wachstumsprogramm handeln soll, verlangen wir als Arbeitnehmervertreter, dass Arbeitsplätze nachhaltig gesichert werden, statt sie zugunsten der Profitmarge abzubauen. Die Transformation bewältigt man durch positive Veränderung – indem man die Beschäftigten mitnimmt, sie weiterbildet und qualifiziert für künftige Aufgaben. Ein Beschäftigungsabbau führt dagegen zu massiver Verunsicherung und zu einem Vertrauensverlust. Uns Betriebsräten ist es wichtig, dass auch zukünftig sowohl in die Weiterentwicklung des Betriebs als auch in Qualifizierung für die Beschäftigten in Bad Neustadt an der Saale investiert wird, um langfristig Ausbildungs- und Industriearbeitsplätze in der Region zu sichern.“
26.03.: Bereits im September 2024 hatte SKF angekündigt, das Automobilzuliefergeschäft vom Industriegeschäft trennen zu wollen. Wie die Beschäftigten am Standort Schweinfurt am Mittwoch (26.3.2025) auf einer Betriebsversammlung erfuhren, haben der Gesamtbetriebsrat von SKF und das Management nun eine Einigung erzielt. Kern der Vereinbarung sind eine umfassende Beschäftigungs- und Standortsicherung sowie eine Stärkung der Mitbestimmungs- und Mitwirkungsrechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.
Die Beschäftigungssicherung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Schweinfurt erstreckt sich bis Ende 2029. Sie gilt nicht nur für die Arbeitsplätze der Beschäftigten im bestehenden Unternehmen, sondern auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die nach der geplanten Ausgliederung in der neuen Gesellschaft tätig sein werden. An den deutschen Standorten Schweinfurt, Lüchow und Mühlheim sind nach Schätzungen des Gesamtbetriebsrats insgesamt rund 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, die ausschließlich dem Automobilzulieferbereich zuzuordnen sind. Bereits im ersten Halbjahr 2026 soll das neue Unternehmen an der Stockholmer Börse notiert sein.
Thomas Höhn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt, betont: „Dem Betriebsrat ist es gelungen, in einer Phase großer Unsicherheit eine beeindruckende Vereinbarung für die Beschäftigten durchzusetzen. Die Kolleginnen und Kollegen erhalten nicht nur Planungssicherheit, sondern durch die gestärkte Mitbestimmung auch die Chance, den weiteren Weg des neuen Unternehmens aktiv mitzugestalten. Vor dieser Einigung kann man nur den Hut ziehen – das ist ein starkes Signal für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und für die gesamte Region.“