19. März 2024
Zukunft für Industriearbeit in Schweinfurt!
SOS Kugellagerstadt
Wir erleben derzeit eine extrem kritische Phase in der Region Schweinfurt-Main-Rhön. Tausende Arbeitsplätze stehen auf der Kippe. Wir müssen und wollen jetzt gemeinsam gegenhalten. Unsere klare Forderung an Politik und Unternehmen lautet: Arbeitsplätze erhalten, Zukunft gestalten!

 Ticker zu den Entwicklungen rund um „SOS Industrieregion Main-Rhön“

Die Initiative der IG Metall Schweinfurt erhält hohe Aufmerksamkeit. Das spiegeln die Entwicklungen der vergangenen Monate wider. Diese Entwicklungen lassen sich in unserem Ticker nachlesen. Hinweis: Der Ticker wird in unregelmäßigen Abständen fortgeschrieben.

März 2024

01.03.: Alarmstimmung bei ZF in Schweinfurt: Nach der Betriebsversammlung weisen
IG Metall Schweinfurt und Betriebsrat in einer Pressemitteilung daraufhin, dass es zu einem tröpfchenweisen Abbau von mehr als 2.000 Arbeitsplätzen am Standort kommen könnte. Besonders besorgniserregend ist eine interne Aussage seitens des ZF-Managements, auf Sicht keine Neuprodukte für die Elektromobilität mehr in Deutschland ansiedeln zu wollen. Aus Sicht von IG Metall und Betriebsrat ist das eine Ankündigung von enormer Sprengkraft, weil ZF damit die Zukunft der Fertigung der Elektromobilität in Deutschland und damit besonders die Fertigung am Standort Schweinfurt infrage stellt.

Mehrere regionale und lokale Medien berichten in der Folge eingehend darüber.

08.03.: „SOS Kugellagerstadt: Wenn wir jetzt nicht dagegenhalten, verschwinden Tausende Arbeitsplätze unwiederbringlich“ – mit dieser Überschrift weist die IG Metall Schweinfurt in einer Pressemitteilung eindringlich auf die sehr kritische Situation der Industriearbeit in der Region Schweinfurt-Main-Rhön hin. Wie konkret diese Befürchtungen werden können, zeigen Entwicklungen bei großen Unternehmen wie ZF und SKF. In den vergangenen 18 Monaten wurden bei SKF bereits 500 Arbeitsplätze sozialverträglich abgebaut. Diese Arbeitsplätze sind für die Region bereits verloren. Für 2024 ist bei SKF ein Überhang von 200 Beschäftigten prognostiziert, für 2025 von weiteren 200 Beschäftigten. In den Monaten zuvor war bereits bekannt geworden, dass bei Valeo in Bad Neustadt an der Saale bis Ende Juni 310 der 510 Beschäftigten im Elektromotorenwerk ihren Job verlieren werden.

Überregionale, regionale und lokale Medien berichten in der Folge anhaltend über das „SOS-Signal“ der IG Metall Schweinfurt und die Entwicklungen in den genannten Betrieben – in Berichten, Interviews oder Hintergrundgeschichten.

12.03.: Die Werksleitung von Bosch Rexroth teilt den Beschäftigten mit, dass am Standort Schweinfurt mit Werksteil Volkach bis spätestens Ende 2028 bis zu 240 Stellen sozialverträglich abgebaut werden. IG Metall Schweinfurt und Betriebsrat kündigen an, sich für Investitionen und Produktinnovationen einzusetzen, damit die Arbeitsplätze für den Standort Schweinfurt und Volkach erhalten bleiben.

15.03.: Die IG Metall Schweinfurt befragt gemeinsam mit einem Videoteam Betriebsräte und Beschäftigte von ZF, SKF, Schaeffler und Bosch Rexroth zur angespannten Situation. Heraus kommen mehrere Filme, die die Entwicklungen beleuchten und die Bedeutung von Industriearbeit für die Region eindrucksvoll herausstreichen.

24.03.: Die CSU-Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber, die CSU-Landtagsabgeordnete Martina Gießübel sowie Bezirkstagspräsident Stefan Funk (CSU) gehen in einer Pressemitteilung auf die Situation der Industrie in Schweinfurt ein. Darin heißt es unter anderem: Es sei bedrohlich, dass die Produktion immer mehr ins Ausland verlagert wird.

26.03.: Der SPD-Bundestagsabgeordnete Markus Hümpfer informiert sich bei der IG Metall Schweinfurt über die aktuelle Situation der Industriearbeit in der Region.

27.03.: Der SPD-Bundestagsabgeordnete Markus Hümpfer wendet sich mit einer Mitteilung an die Presse. Darin heißt es unter anderem: „Für die Sicherung des Industriestandortes Schweinfurt braucht es neben den politischen Weichenstellungen vor allem Zukunftsinvestitionen der Unternehmen.“

April 2024

06.04: Ehrenamtliche Kolleginnen und Kollegen aus den Betrieben informieren an einem Infostand die Bevölkerung in der Schweinfurter Innenstadt über die sehr kritische Situation der Industriearbeit in der Region. Es kommt zu sehr vielen Gesprächen und Unterstützungsunterschriften auf den Plakaten der Initiative „SOS Kugellagerstadt“.

08.04.: Austausch mit der SPD-Stadtratsfraktion: Im Anschluss wendet sich die SPD mit ihrer Unterstützung zur Initiative „SOS Kugellagerstadt“ an regionale Medien.

09.04.: Die IG Metall Schweinfurt kündigt bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit den Betriebsratsspitzen von ZF, SKF, Schaeffler und Bosch Rexroth für den 18. April einen Aktionstag auf dem Marktplatz in Schweinfurt an. Das Motto lautet „SOS Kugellagerstadt – Zukunft für Industriearbeit in Schweinfurt“. Zu dem Aktionstag werden mehrere Tausend Beschäftigte erwartet. Deutlich wird bei der Pressekonferenz einmal mehr: Tausende Arbeitsplätze sind bei den Unternehmen gefährdet, die Region könnte dadurch ihren industriellen Kern verlieren – wenn sie nicht gemeinsam dagegenhält.

Überregionale, regionale und lokale Medien berichten in der Folge – teilweise mehrmals – über den anstehenden Aktionstag der IG Metall Schweinfurt – in Berichten, Interviews oder Hintergrundgeschichten.

09.04.: Thema bei der Pressekonferenz der IG Metall ist auch, dass bei Schaeffler am Standort Schweinfurt aufgrund sinkender Auslastung ein Freiwilligenprogramm gestartet wird, mit dem 50 Personen aus dem indirekten produktionsnahen Bereich ausscheiden sollen. Die Zahl sollte ursprünglich weit höher liegen. Um den Abbau deutlich zu reduzieren, wurde für rund 700 Schaeffler-Beschäftigte in diesem Bereich bis Jahresende eine Arbeitszeitabsenkung auf 32 Stunden in der Woche vereinbart. Hinzu kommt, dass ein Großteil der Befristungs- bzw. Leiharbeitsverhältnisse nicht verlängert werden soll.

11.04.: Gespräch zur aktuellen Lage der Großindustrie in Schweinfurt: Beteiligt sind Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU), die CSU-Bundestagsabgeordnete Anja Weißgerber, die CSU-Landtagsabgeordnete Martina Gießübel, Betriebsräte und die IG Metall Schweinfurt.

12.04.: „Bedrohliche Symptome einer Deindustrialisierung“ – so lautet die Warnung des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall und der Gewerkschaft IG Metall in einer gemeinsamen Erklärung. Von der Politik fordern sie „ein energisches Gegensteuern“.

13.04.: Ehrenamtliche Kolleginnen und Kollegen aus den Betrieben informieren an einem Infostand die Bevölkerung in der Schweinfurter Innenstadt über die sehr kritische Situation der Industriearbeit in der Region. Es kommt zu sehr vielen Gesprächen und Unterstützungsunterschriften auf den Plakaten der Initiative „SOS Kugellagerstadt“.

15.04.: Der Aktionstag der IG Metall Schweinfurt zu „SOS Kugellagerstadt“ rückt näher: Die Beschäftigten der Schweinfurter Industriebetriebe werden sich am 18.4. in mehreren Demozügen in Richtung Marktplatz begeben. Auch aus umliegenden Regionen wie Rhön-Grabfeld und den Haßbergen werden Busse mit Beschäftigten erwartet.

16.04.: Der Hauptausschuss des Schweinfurter Stadtrates diskutiert intensiv die Lage der Industriearbeit. In der Sitzung wird außerdem die neue Prognos-Studie vorgestellt. Eine wichtige Erkenntnis: Die Industriebetriebe vor Ort weisen eine geringe Investitionsquote auf.

18.04.: Der Aktionstag der IG Metall Schweinfurt wird zu einem eindrucksvollen Statement für die Zukunft der Industriearbeit in der Region: Über 5.000 Beschäftigte kommen während der Arbeitszeit zu der Kundgebung auf dem Marktplatz in Schweinfurt. Neben Horst Ott (Bezirksleiter IG Metall Bayern) und Thomas Höhn (Erster Bevollmächtigter IG Metall Schweinfurt) sprechen Oliver Moll (Betriebsratsvorsitzender ZF), Norbert Völkl (Betriebsratsvorsitzender SKF), Jürgen Schenk (Betriebsratsvorsitzender Schaeffler), Sebastian Schierling (Betriebsratsvorsitzender Bosch Rexroth) sowie Justin Rieck (Mitglied der Jugend- und Auszubildendenvertretung ZF). Auch Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé und Frank Firsching, DGB-Regionsgeschäftsführer Unterfranken, gehen auf die Situation ein.

Politiker*innen aus Bund, Land und Kommunen nehmen am Aktionstag teil. Außerdem sind zahlreiche Medien vor Ort, die für eine bayernweite Verbreitung der Nachricht sorgen.

Viele Politiker*innen aus der Region tun ihre Sorge über die Entwicklungen am Industriestandort Schweinfurt-Main-Rhön über die unterschiedlichsten Kanäle kund.

Die Sorgen über die Zukunft des Industriestandortes Schweinfurt sind auch in Bundes- und Landtag sowie in der Bayerischen Staatskanzlei angekommen.

20.04. Bündnis 90/Die Grünen in Unterfranken laden Thomas Höhn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt, kurzfristig zu einer Podiumsdiskussion mit dem Thema „Wirtschaft und Industrie in Europa“ ein. Zu Gast sind auch der Europaabgeordnete Michael Bloss und einige regionale Wirtschaftsvertreter*innen und andere Verbände.

26.04.: Austausch zur aktuellen Situation der Industriearbeit in Schweinfurt: Beteiligt sind Florian von Brunn (SPD-Landeschef Bayern und Fraktionsvorsitzender im Landtag), Bernd Rützel (SPD-Bundestagsabgeordneter und Vorsitzender Ausschuss für Arbeit und Soziales), die SPD-Landtagsabgeordneten Volkmar Halbleib und Holger Grießhammer sowie Vertreter der IG Metall Schweinfurt.

Mai 2024

01.05.: „SOS Kugellagerstadt“ ist auch beim 1. Mai auf dem Marktplatz in Schweinfurt bestimmendes Thema. Auf der Bühne fordert Norbert Völkl, Betriebsratsvorsitzender von SKF, „ein Bündnis und einen Schulterschluss zwischen Politik, Arbeitgebern und Gewerkschaft für den Erhalt industrieller Arbeitsplätze“. Völkls Appell: Lasst uns gemeinsam aus dem „SOS Kugellagerstadt“ ein „Schweinfurt ohne Sorgen“ machen! Unter dem Motto „Wer Zukunft will, muss Zukunft säen“ macht die Gewerkschaftsjugend außerdem mit einer Aktion auf die Situation und die Wichtigkeit von Perspektiven für junge Beschäftigte aufmerksam.

03.05.: Austausch im Rathaus: Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé hat die IG Metall Schweinfurt zu einem Gespräch eingeladen.

08.05: Die Initiative „SOS Kugellagerstadt“ steht auf der Tagesordnung der Schweinfurter Sozialkonferenz. Thomas Höhn von der IG Metall berichtet über den aktuellen Stand.

14.05.: Erfolgreiche Wiederwahl: Thomas Höhn und Reiner Gehring stehen weiter an der Spitze der IG Metall Schweinfurt. Bei der konstituierenden Delegiertenversammlung machen die beiden Bevollmächtigten deutlich: Die Initiative der IG Metall Schweinfurt zur Zukunft von Industriearbeit in der Region Schweinfurt-Main-Rhön wird die Arbeit der Geschäftsstelle auch in den kommenden Monaten, womöglich Jahren prägen.

15.05.: Der Besuch von Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger in Schweinfurt bringt aus Sicht der IG Metall nicht die jetzt nötigen Fortschritte für die Zukunft des Industriestandortes Schweinfurt-Main-Rhön. „Es ist naiv zu glauben, dass der Markt alles richtet. Die Politik muss aktiv fördern und lenken“, sagt Thomas Höhn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt, nach dem Gespräch mit Aiwanger in der IHK-Geschäftsstelle, an dem unter anderem auch Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé teilgenommen hat. Konsens gab es bei dem Gespräch bei der Problematik der zu hohen Strompreise und der Notwendigkeit deutlich mehr in dezentrale erneuerbare Energien zu investieren. „Hier muss der Freistaat aber auch liefern und nicht nur ankündigen – am besten ganz konkret für Schweinfurt und die Region Main-Rhön“, betont Thomas Höhn.

22.05.: Der SPD-Fraktionsvorsitzende im bayerischen Landtag, Florian von Brunn, sucht zusammen mit dem SPD-Bundestagsabgeordneten Markus Hümpfer und dem SPD-Landtagsabgeordneten Volkmar Halbleib erneut das Gespräch mit der IG Metall Schweinfurt zur aktuellen Lage der Industriearbeit in der Region. 

Juni 2024

11.06.: Der Automobilzulieferer Preh will bis Ende des Jahres 420 der rund 2.000 Arbeitsplätze am Standort Bad Neustadt an der Saale abbauen. Das teilte das Unternehmen den Beschäftigten am 11.6.2024 in einer sehr kurzfristig anberaumten Mitarbeiterinformation in der Stadthalle mit. Alle Bereiche sollen nach Informationen des Unternehmens betroffen sein. Preh kündigte an, zeitnah Gespräche mit dem Betriebsrat aufnehmen zu wollen. „Das ist ein massiver Schock für die Belegschaft. Gerade weil das Ausmaß so immens ist, denn dadurch könnte der Standort um 25 Prozent der Belegschaft schrumpfen“, betont Nadine Knauff, Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Schweinfurt und zuständige Betriebsbetreuerin. „Wir werden jetzt alles in die Waagschale werfen, um den Beschäftigten in dieser schwierigen Situation zu helfen.“

12.06.: Die Industriearbeit in der Region erlebt Tage voller Hiobsbotschaften: ZF in Schweinfurt und Preh in Bad Neustadt an der Saale wollen noch in diesem Jahr Hunderte Arbeitsplätze abbauen. SKF vollzieht den angekündigten Abbau und Schaeffler will die Arbeitszeit von weiteren rund 2.000 indirekt Beschäftigten absenken. Hinzu kommt bei einigen Unternehmen, dass ein Teil der Befristungsverhältnisse nicht verlängert werden soll. „Es fühlt sich gerade wie ein Erdrutsch an“, sagte Thomas Höhn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt bei einer Pressekonferenz am Mittwoch, den 12. Juni: „Das nehmen wir so nicht hin. Wir verlangen von den Unternehmen, dass sie in diesen rauen Zeiten zu ihren Beschäftigten stehen.“

14.06.: Die IG Metall Schweinfurt begrüßt die Einrichtung eines bayerischen Transformationsfonds, mit dem die Staatsregierung Firmen im Umbruch stabilisieren will. Ministerpräsident Markus Söder hatte bei seiner Regierungserklärung am Donnerstag (13.06.) in diesem Zusammenhang explizit auf Schweinfurt und Rhön-Grabfeld verwiesen. „Das ist die richtige Richtung und eine unserer Kernforderungen, die wir seit Monaten mit unserer Initiative zur Zukunft von Industriearbeit in der Region Main-Rhön vorantreiben“, sagt Thomas Höhn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt. „Jetzt müssen die Gelder wirksam hier ankommen und die Unternehmen auch etwas daraus machen.“ Aus Sicht der IG Metall Schweinfurt muss die Verteilung der angekündigten Gelder zwingend an Bedingungen wie Arbeitsplatzsicherheit, Standortsicherung und bestenfalls Tarifbindung geknüpft sein.

18.06.: „Die Preh-Familie hält zusammen“ – unter diesem Motto haben 18. Juni rund 1.400 Beschäftigte mit einer Menschenkette ihren Widerstand gegen den angekündigten Abbau von 420 Arbeitsplätzen am Standort Bad Neustadt an der Saale deutlich gemacht. Hand in Hand protestierten die Beschäftigten rund um das Werksgelände, entlang der Schweinfurter Straße, um die Stadthalle und entlang der Saale-Straße. „Wir nehmen die Ankündigung des Unternehmens nicht einfach hin. Die Beschäftigten protestieren geschlossen für den Erhalt der Arbeitsplätze“, sagt Nadine Knauff, Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Schweinfurt und zuständige Betriebsbetreuerin. Sie kündigt an: „Wir werden Alternativen zum Arbeitsplatzabbau vorschlagen. Und wir erwarten, dass die Unternehmensführung diese Alternativen wie zum Beispiel Arbeitszeitreduzierung oder Kurzarbeit auch ernsthaft prüft.“

19.06.: Nach der Ankündigung von Preh, 420 Arbeitsplätze am Standort Bad Neustadt an der Saale abbauen zu wollen, suchen die SPD-Bundestagsabgeordneten Sabine Dittmar und Markus Hümpfer den Austausch mit dem Betriebsrat und der IG Metall Schweinfurt.

21.06.: Die SPD-Bundestagsabgeordneten Martin Rosemann und Markus Hümpfer informieren sich bei einem Gespräch mit Betriebsräten und IG Metall Schweinfurt über die aktuelle Situation der Industriearbeit in Schweinfurt und der Region.

24.06.: Katharina Schulze, Landtagsfraktionsvorsitzende der Grünen in Bayern, und der Landtagsabgeordnete Paul Knoblach informieren sich bei einem Gespräch mit Betriebsräten und IG Metall Schweinfurt über die aktuelle Situation der Industriearbeit in Schweinfurt und der Region.

27.06.: Bei einer Podiumsdiskussion von Main-Post, Rhön- und Saalepost und Rhön- und Streuboten mit Betroffenen, Politikern und Experten in der Stadthalle von Bad Neustadt geht es um die Situation der Industrie in der Region, insbesondere bei Preh. Auf der Bühne stehen unter anderem Daniel Rossmann, Betriebsratsvorsitzender von Preh, und Thomas Höhn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt.

Juli 2024

05.07.: In Bad Neustadt an der Saale findet ein runder Tisch zum geplanten Stellenabbau bei den Automobilzulieferern Preh und Valeo statt, an dem neben Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger unter anderem auch IG Metall und Betriebsräte teilnehmen. Aiwanger kündigt im Zuge dessen ein Zukunftskonzept für die Region an.

15.07.: Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Anton Hofreiter kommt zum Austausch in die
IG Metall-Geschäftsstelle Schweinfurt. Es geht um die aktuelle Situation für die Industriearbeit in Schweinfurt und Bad Neustadt an der Saale.

22.7.: Der DGB will einen Zukunftspakt Industrie für die Region Mainfranken. In dem Forderungsschreiben heißt es: „Um den Industriestandort Mainfranken zu sichern, brauchen wir den Schulterschluss von Unternehmen, Politik und Gewerkschaften. Diesen Schulterschluss fordern wir mit dem Zukunftspakt Industrie für Mainfranken ein!“ Denn die Hiobsbotschaften von Personalabbau und Produktionseinschränkungen häufen sich. Ob bei Valeo in Ebern und Bad Neustadt, Preh in Bad Neustadt, in den Schweinfurter Großbetrieben ZF, Schaeffler, SKF und Bosch- Rexroth, Frankenguss in Kitzingen oder bei Düker in Karlstadt. Tausende Arbeitsplätze werden abgebaut oder stehen auf der Kippe. Ziel des Paktes ist es, den Arbeitsplatzabbau zu stoppen, den Standort inklusive Produktion zu sichern und Zukunftsinvestitionen zu generieren. In dem Schreiben werden Eckpunkte und konkrete Anforderungen an Unternehmen und Politik formuliert.

25.7.: Im Schweinfurter Rathaus findet ein Industriedialog statt, zu dem neben allen großen Schweinfurter Industrieunternehmen (Geschäftsführung/Standortleitung, Personalbereich und Betriebsrat) auch Vertreter der IG Metall, der Agentur für Arbeit Schweinfurt, der Industrie- und Handelskammer Würzburg-Schweinfurt und der Technischen Hochschule eingeladen waren. Zu Beginn ging es nach der Begrüßung durch Oberbürgermeister Sebastian Remelé und einführenden Worten von Mitinitiator Thomas Höhn von der IG Metall, um die aktuelle Situation in den Unternehmen. Im Anschluss präsentierte die Agentur für Arbeit eine Qualifizierungsoffensive, die Fördermöglichkeiten bezüglich der Qualifizierung von Beschäftigten in der Transformation aufzeigt. „Der heutige Auftakt des Industriedialogs in Schweinfurt war vielversprechend und muss unbedingt fortgeführt werden. Ich habe den Eindruck, dass alle Beteiligten bereit sind, etwas für die Region zu tun. Unser Ziel bei der IG Metall ist ein Zukunftspakt Schweinfurt. Dies kann nur gelingen, wenn sich alle auf Augenhöhe zuhören und gemeinsam nach Lösungen suchen," so Thomas Höhn, 1. Bevollmächtigter IG Metall Schweinfurt. Die Fortsetzung des runden Tisches ist geplant.

25.7.: Um jede Stelle kämpfen IG Metall und Betriebsrat bei Preh in Bad Neustadt an der Saale. Am 25.7. hat es rund um den angekündigten Abbau von 420 Stellen eine interne Betriebsratsinformation gegeben. Da zur gleichen Zeit die Aufsichtsratssitzung stattgefunden hatte, wollte der Betriebsrat ein Zeichen setzen und symbolisieren, wie viel 420 Menschen sind. Die Arbeitnehmervertreter hatten daher 420 große, rote Fragezeichen gedruckt, die Beschäftigte dann zum Zimmer, im dem der Aufsichtsrat tagte, hochhielten.

26.7.: Der ZF-Konzern kündigt an, deutschlandweit bis 2028 zwischen 11.000 und 14.000 Stellen (rund jede vierte Stelle) streichen zu wollen. Die Nachricht bestätigt die seit Monaten geäußerten Befürchtungen von IG Metall und Betriebsrat. In welchem Gesamtumfang der hiesige Standort von den Reduzierungen betroffen sein soll, ist noch nicht konkretisiert. IG Metall und Betriebsrat kündigen eine vehemente Gegenwehr gegen die Planungen von ZF an. Aufhorchen lässt in der vom Konzern Ende vergangener Woche versandten Presseinformation außerdem, dass die Division E (Elektrifizierte Antriebstechnologien), in der allein in Schweinfurt 6.000 Beschäftigte arbeiten, nicht zu den Bereichen zählt, die ZF in seiner strategischen Leitidee in den Fokus nimmt und von „Offenheit für Kooperationen und starke Partnerschaften“ spricht. „Das muss uns in Schweinfurt hochgradig nervös machen“, betont Thomas Höhn von der IG Metall. „Falls sich der ZF-Konzern von der Division E verabschieden sollte, dann ist aus meiner Sicht völlig unklar, wie es in Schweinfurt weitergehen kann. Es wird so viel infrage gestellt. Wir müssen um den Industriestandort Schweinfurt kämpfen.“

September 2024

02.09.: Auf Einladung der DGB-Region Unterfranken findet ein Treffen mit dem SPD-Bundestagsabgeordneten Markus Hümpfer statt. Anwesend waren Frank Firsching, Regionsgeschäftsführer des DGB-Unterfranken und Vertreter von IG Metall Schweinfurt und IG Metall Würzburg. Um den Industriestandort Mainfranken zu sichern, fordert die DGB-Region Unterfranken einen Schulterschluss von Unternehmen, Politik und Gewerkschaften. Ziel ist es, einen „Zukunftspakt Industrie für Mainfranken“ zu schmieden. Die dazu vom DGB geplante Gesprächsreihe mit den verantwortlichen Akteuren begann mit dem Treffen mit Markus Hümpfer.

09.09.: Die vom DGB geplante Gesprächsreihe zum „Zukunftpakt Industrie für Mainfranken“ wird fortgesetzt. Thomas Höhn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt, und Frank Firsching, Regionsgeschäftsführer des DGB-Unterfranken, tauschen sich dazu am 09. September mit Bettina Gardenne, Geschäftsführerin der Region Mainfranken GmbH, aus. Außerdem findet ein weiteres Gespräch mit dem Schweinfurter Oberbürgermeister Sebastian Remelé statt.

10.09.: Wenige rote Fahnen und Trillerpfeifen – stattdessen Metaplanwände, auf denen Beschäftigte Vorschläge aufschreiben, eine Riesenpostkarte Richtung ZF-Konzernzentrale in Friedrichshafen und eine „Speakers Corner“, in der die Beschäftigten zu Wort kommen: Unter dem Motto „Nur mit uns geht’s Richtung Zukunft!“ folgten in Schweinfurt 3.500 ZF-Beschäftigte bei zwei parallelen Veranstaltungen, eine vor dem ZF-Werk Nord (Ernst-Sachs-Straße) und eine vor dem Entwicklungszentrum (Röntgenstraße), dem Aufruf von Betriebsrat und IG Metall. Beschäftigte, Betriebsrat und IG Metall reagieren mit dem Aktionstag, der parallel an mehreren ZF-Standorten im gesamten Bundesgebiet stattfand, auf die Ankündigung von ZF, deutschlandweit bis 2028 zwischen 11.000 und 14.000 Stellen (rund jede vierte Stelle) streichen zu wollen. Der Aktionstag in Schweinfurt war anders als das, was man sonst erlebt, wenn Gewerkschaften zu einem Aktionstag aufrufen. „Bei ZF arbeiten tolle Kolleginnen und Kollegen, die mit ihrer ganzen Innovationskraft, Flexibilität und über alle Bereiche hinweg die Stärke von ZF ausmachen. Das wollten wir in den Vordergrund stellen und als Zeichen nach Friedrichshafen senden“, sagt Thomas Höhn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt. „Zum jetzigen Zeitpunkt, rein finanzgetrieben, nur um Kosten zu sparen und ohne zu wissen, was es für Innovation, Forschung und Entwicklung bedeutet – so viele Menschen infrage zu stellen, bringt den ZF-Konzern in Gefahr.“

11.09.: Auf Einladung der CSU-Landtagsabgeordneten Martina Gießübel findet eine Gesprächsrunde zum Wirtschaftsstandort Schweinfurt mit dem Arbeitskreis Wirtschaft, Landesentwicklung, Energie, Medien und Digitalisierung der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag statt. An der Gesprächsrunde nehmen auch Vertreter von DGB und IG Metall sowie Betriebsräte teil.

23.09.: SKF will weltweit seine Geschäftsbereiche Industrie und Automobil trennen, wie im September bekannt wurde. Ziel ist ein Börsengang des Automobilgeschäftes im ersten Halbjahr 2026. Der Betriebsrat in Schweinfurt hat dazu im Rahmen einer außerordentlichen Betriebsversammlung am 23. September einen Fragenkatalog an den Arbeitgeber übergeben, doch viele Fragen blieben unbeantwortet. Die geplante Abspaltung lässt sich aus Sicht der IG Metall aktuell noch nicht abschließend bewerten, da die konkreten Folgen für die Beschäftigten derzeit schwer abzusehen sind. Dennoch sehen wir erhebliche Risiken, auch für den Standort Schweinfurt.

Oktober 2024

01.10.: Beschäftigte, Betriebsrat und IG Metall haben an einem Zukunftstag bei Preh gemeinsam Ideen für die künftige Aufstellung des Standorts Bad Neustadt an der Saale erarbeitet – und damit gleichzeitig ein Zeichen gegen den vom Unternehmen angekündigten massiven Stellenabbau gesetzt. In den Verhandlungen gibt es mit Blick auf eine Zukunftsvereinbarung bislang überhaupt kein Entgegenkommen seitens des Arbeitgebers, wie Nadine Knauff von der IG Metall Schweinfurt beim Zukunftstag berichtete: „Dieses Verhalten ist überhaupt nicht zukunftsträchtig. Wir erarbeiten deshalb jetzt gemeinsam mit den Beschäftigten weitere konkrete Ideen und Verbesserungsvorschläge und werden diese dem Arbeitgeber in den weiteren Verhandlungen unterbreiten.“ Zu dem Zukunftstag bei Preh waren rund 200 Beschäftigte vor das Entwicklungsgebäude gekommen. Auf Wandtafeln konnten sie ihre Anregungen, Ideen und Verbesserungsvorschläge festhalten und – wer wollte – diese in einem „Preh-Talk“ auch direkt auf der Bühne vor den anderen Beschäftigten kundtun. Viele Preh-Beschäftigte blicken aufgrund der Stellenabbaupläne des Unternehmens mit großer Sorge in die Zukunft – aus diesem Grund hatte die IG Metall auch einen Betriebsseelsorger organisiert, an den sich die Beschäftigten wenden konnten.

09.10.: Unter dem Motto „Nur mit uns geht’s Richtung Zukunft“ hatten am 10. September allein in Schweinfurt 3.500 ZF-Beschäftigte eine deutliche Botschaft gegen den angekündigten massiven Stellenabbau in Richtung ZF-Konzernzentrale in Friedrichshafen gesendet. Dieser Botschaft haben Betriebsrat und IG Metall-Vertrauensleute aus Schweinfurt im Rahmen der Sitzung des Gesamtbetriebsrats am 9. Oktober Nachdruck verliehen: Sie transportierten Postkarten im XXL-Format mit Unterschriften der Schweinfurter Beschäftigten nach Friedrichshafen und machten dem Vorstandsvorsitzenden dazu ein Gesprächsangebot. Dieses Gesprächsangebot zu den Unterschriften der Schweinfurter Beschäftigten wurde seitens des ZF-Vorstands allerdings ausgeschlagen.

17.10.: Schaeffler will für Teilbereiche am Standort Schweinfurt Kurzarbeit einführen. Die Kurzarbeit soll von November bis vorerst Ende März 2025 andauern. Betroffen könnten knapp über 1.000 Beschäftigte sein. Der Grund für die Kurzarbeit ist die schwächelnde konjunkturelle Nachfrage.

19.10.: Der SPD-Landesparteitag findet in Schweinfurt statt. Ein zentrales Thema: Die aktuellen Entwicklungen in den hiesigen Industriebetrieben. Thomas Höhn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt, und Jürgen Schenk, Betriebsratsvorsitzender von Schaeffler in Schweinfurt, geben vor den Delegierten ihre Einschätzung ab. Die Bayern SPD verabschiedet eine Resolution zur Erhaltung des Industriestandorts Schweinfurt.

22.10.: Mit großer Enttäuschung und großem Unverständnis reagiert die IG Metall auf die Entscheidung von Preh, trotz intensiver, monatelanger Verhandlungen am geplanten Abbau von über 400 Arbeitsplätzen am Standort Bad Neustadt an der Saale festzuhalten. „Wir sind zutiefst enttäuscht und empört über die mangelnde Kompromissbereitschaft und die fehlende Diskussionskultur des Managements in den Verhandlungen“, erklärt Nadine Knauff, Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Schweinfurt. „Die Entscheidung, so viele Arbeitsplätze in Bad Neustadt abzubauen, trifft nicht nur die betroffenen Mitarbeiter und ihre Familien schwer, sondern schwächt auch die gesamte Region nachhaltig.“ In den vergangenen Wochen hatten Betriebsrat und IG Metall zahlreiche konstruktive Vorschläge unterbreitet, um den Stellenabbau zu reduzieren und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu sichern. „Leider wurden unsere Ansätze ignoriert und nicht ernsthaft in Erwägung gezogen“, sagt Nadine Knauff weiter: „Das Management treibt das Unternehmen so völlig unstrukturiert in diesen massiven Stellenabbau. Trotz gegenteiliger Zusagen wollte der Arbeitgeber am Ende der Verhandlungen keine Zukunftsvereinbarung mehr abschließen, wie der Standort mittel- und langfristig gut aufgestellt wird.“ Im Sinne der Beschäftigten werden IG Metall und Betriebsrat aber auch künftig darauf drängen, den Standort in Bad Neustadt in der Saale zukunftsfest aufzustellen und beispielsweise die Ausbildung zu sichern.

24.10.: Der Automobilzulieferer ZF will an seinem Standort Schweinfurt für die rund 9.800 Mitarbeiter die Arbeitszeit absenken. Am Ende soll laut Standortleitung eine eingesparte Stundenzahl stehen, die rechnerisch dem Abbau von 650 Stellen entspricht. Am Donnerstag erhielten die ZF-Beschäftigten in Schweinfurt bei zwei Live-Veranstaltungen und einem Online-Termin Informationen zu den geplanten Anpassungen.

30.10.: Die Krise in der Automobilindustrie war Thema der Sendung "jetzt red i" im BR-Fernsehen live in Schweinfurt. Bürgerinnen und Bürger diskutierten darüber in der Stadthalle mit Kerstin Schreyer, wirtschaftspolitische Sprecherin der CSU im Landtag, und Christiane Benner, Erste Vorsitzende der IG Metall. Es meldeten sich einige Kolleginnen und Kollegen aus Schweinfurter Industriebetrieben zu Wort und diskutierten rege in der Bürgersendung mit. 

November 2024

5.11.: Der angekündigte Stellenabbau bei Schaeffler trifft auch den Standort Schweinfurt massiv. Betroffen ist auch der zu Schaeffler gehörende Standort Ewellix in Schweinfurter Maintal mit rund 130 Beschäftigten. Er soll aufgelöst und in die Georg-Schaefer-Straße integriert werden. Betroffen sind nach Angaben des Arbeitgebers zu gleichen Teilen die indirekten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Verwaltung, Forschung und Entwicklung sowie der Produktion. Der Konzern spricht offiziell von einem Abbau von knapp 500 Arbeitsplätzen in Schweinfurt.

„Die Zahl stimmt nicht. Zusammen mit den bereits angekündigten, aber noch nicht umgesetzten Maßnahmen werden wir in Schweinfurt rund 700 Arbeitsplätze verlieren“, sagt Jürgen Schenk, Betriebsratsvorsitzender am Standort Schweinfurt. „Da gibt es nichts zu beschönigen. Das ist der größte Angriff auf den Standort seit vielen Jahren und das, obwohl die Belegschaft über Monate mit Arbeitszeitabsenkungen und vielen andere Maßnahmen ihren Beitrag zur Überbrückung der Auftragsflaute leisten“, so Schenk weiter.

„Gerade im Bereich des Industriegeschäfts sehen auch wir Probleme. Aber gerade hier haben die Beschäftigten in den vergangenen Monaten mit Arbeitszeitabsenkungen, verbunden mit erheblichen Lohneinbußen, Brücken gebaut. Mit dieser Ankündigung erklärt Schaeffler den Beschäftigten, dass diese Brücken in einen massiven Arbeitsplatzabbau am Standort Schweinfurt münden sollen. Das können und werden wir als IG Metall so nicht stehen lassen“, sagt Thomas Höhn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt.

Schaeffler hatte 5. November angekündigt weltweit 4.700 Stellen abbauen zu wollen. In Deutschland sollen 2.800 Stellen an zehn Standorten betroffen sein. Schaeffler begründet diesen Schritt mit drei zentralen Punkten: dem angespannten Marktumfeld im Bereich Bearings & Industrial Solutions, Synergieeffekten aus der Übernahme von Vitesco sowie den anhaltenden Transformationsprozessen in der Automobilbranche.

6.11.: Bosch Rexroth hat am 6.11.2024 gegenüber der Belegschaft angekündigt, dass am Standort Augsfeld bis Ende 2027 insgesamt bis zu 135 Stellen abgebaut werden sollen. Im Zuge dieser Maßnahme sollen mehrere Produkte nach Homburg (Saar) und nach Bursa (Türkei) verlagert werden. Das Management strebt laut Ankündigung gegenüber der Belegschaft in Augsfeld einen Interessenausgleich und einen Sozialplan an. Derzeit sind am Standort etwa 400 Mitarbeiter beschäftigt. Gut die Hälfte aller Beschäftigten befinden sich derzeit in Kurzarbeit, trotzdem sollen Produkte verlagert werden.

Ingo Pflugmacher, der Betriebsratsvorsitzende am Standort Augsfeld, betont: „Die Ankündigung ist dramatisch. Wir sehen langfristig den gesamten Standort in Gefahr.“ Betriebsrat und IG Metall werden dem nicht tatenlos zusehen. „Wir fordern das Management auf, alternative Lösungen zu prüfen, um die Arbeitsplätze zu erhalten“, fügt Ingo Pflugmacher an.

Björn Mannß, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Schweinfurt, sagt: „Diese Ankündigung trifft die Haßberge besonders hart, da es hier ohnehin nur wenige Industriearbeitsplätze gibt. Ein Verlust von bis zu 135 Stellen wäre ein schwerer Schlag für die lokale Wirtschaft und die betroffenen Familien. Zusammen mit dem Betriebsrat werden wir jetzt intensiv das weitere Vorgehen beraten. Aber klar ist: Die Zeichen stehen auf Widerstand gegen diese Ankündigung des Managements.“

11.11.: Die Beschäftigten von Bosch Rexroth Augsfeld haben 11.11.2024 ein deutliches Zeichen gegen den vom Management angekündigten Stellenabbau am Standort gesendet. An einer sogenannten „Aktiven Pause“ beteiligten sich rund 150 Beschäftigte – das ist fast die komplette Belegschaft, die sich zu dem Zeitpunkt im Werk befand. Betriebsrat und IG Metall forderten vom Management eine Zukunftsperspektive für Beschäftigung in Augsfeld und den gesamten Standort. „Wir stehen hier gemeinsam und solidarisch zusammen, damit alle an Bord bleiben können“, betonte der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Stefan Selig.

 


Unsere Forderungen
Die Industriearbeit sorgt für Wohlstand und Attraktivität in der gesamten Region Schweinfurt-Main-Rhön – und das muss so bleiben. Die aktuellen Entwicklungen aber könnten große Auswirkungen auf die Beschäftigung in der Region haben und sogar so weit führen, dass sie ihren industriellen Kern verliert. Wir fordern Politik und Unternehmen auf, ihrer Verantwortung für die Region nachzukommen.
  • Unsere Forderungen an die Unternehmen

    • Zukunftsperspektiven: Investitionen, Produktinnovationen und gute Arbeitsplätze an den Standorten

    • Klares Bekenntnis zu den (Traditions-)Standorten anstatt Verlagerungen in Niedriglohnländer

    • Den industriellen Wandel im Schulterschluss mit den Beschäftigten gestalten – und nicht gegen sie

    • Verantwortung für Schweinfurt und die Umgebung übernehmen

  • Unsere Forderungen an die Politik

    • Massive Investitionen statt Sparkurs

    • Faire und verlässliche Energiepreise für Bürger und Betriebe

    • Gezielter Einsatz von Fördermitteln für industrielle Zukunftsfelder, gebunden an Standort- und Beschäftigungssicherung

    • Mehr Einsatz für gute Arbeit und ökologische Nachhaltigkeit


Kritische Situation in den Industriebetrieben

Die Region Schweinfurt-Main-Rhön und ihre Industrie kennen den Wandel aus der Geschichte – und haben ihn oft gemeistert. Bei den Unternehmen folgten Investitionen und Innovationen auf auslaufende Produkte. Ob es diesmal klappt? Da gibt es große Fragezeichen. Ein Kurzüberblick zur aktuellen Situation in den Betrieben:

ZF

Die Ankündigung von ZF, deutschlandweit bis 2028 zwischen 11.000 und 14.000 Stellen (rund jede vierte Stelle) streichen zu wollen, bestätigt die seit Monaten geäußerten Befürchtungen von IG Metall und Betriebsrat. 

Am Standort Schweinfurt will ZF die Arbeitszeit der Beschäftigten zwölf Monate lang auf 31,5 Stunden absenken. Am Ende soll eine eingesparte Stundenzahl stehen, die rechnerisch dem Abbau von 650 Stellen (FTE) entspricht. Am 24.10. erhielten die Beschäftigten bei zwei Live-Veranstaltungen und einem Online-Termin erstmals konkrete Informationen zu den geplanten Anpassungen.  

SKF

Bei SKF wird die nächste Phase des angekündigten Personalabbaus mit Altersteilzeit am Standort Schweinfurt vollzogen, das Unternehmen hatte 2024 einen Überhang von rund 200 Beschäftigten prognostiziert. In den vergangenen Jahren wurden bei SKF bereits 500 Arbeitsplätze sozialverträglich abgebaut. Diese Arbeitsplätze sind für die Region bereits verloren. Für 2025 ist für den Standort Schweinfurt ein Überhang von weiteren 200 Beschäftigten prognostiziert.

Die Belegschaft in Schweinfurt wurde darüber hinaus Ende September in zwei außerordentlichen Betriebsversammlungen darüber informiert, dass die Konzernleitung in Schweden beschlossen hat, für den Automobilzulieferer-Bereich ein eigenes, weltweit tätiges Unternehmen zu gründen. An den deutschen SKF-Standorten Schweinfurt, Lüchow und Mühlheim sind nach Schätzung des GBR-Vorsitzenden Norbert Völkl in Summe rund 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, die rein dem Bereich Automobil-Zulieferung zuzuordnen sind.

Hinter den konkreten Auswirkungen für die Belegschaft in Schweinfurt stehen noch Fragezeichen. Der Betriebsrat tritt dafür ein, dass für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei einem Betriebsübergang die erworbenen Rechte wie Betriebszugehörigkeit und damit Kündigungsschutz, der bisherige Tarifvertrag, die bisher geltende Tarifbindung oder die erworbenen Rechte bei der Betriebsrente mindestens übernommen werden.

Preh

Mit großer Enttäuschung und großem Unverständnis reagiert die IG Metall auf die Entscheidung von Automobilzulieferer Preh, trotz intensiver, monatelanger Verhandlungen am geplanten Abbau von über 400 Arbeitsplätzen am Standort Bad Neustadt an der Saale festzuhalten. „Wir sind zutiefst enttäuscht und empört über die mangelnde Kompromissbereitschaft und die fehlende Diskussionskultur des Managements in den Verhandlungen“, erklärt Nadine Knauff, Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Schweinfurt. „Die Entscheidung, so viele Arbeitsplätze in Bad Neustadt abzubauen, trifft nicht nur die betroffenen Mitarbeiter und ihre Familien schwer, sondern schwächt auch die gesamte Region nachhaltig.“

Betriebsrat und IG Metall hatten zahlreiche konstruktive Vorschläge unterbreitet, um den Stellenabbau zu reduzieren und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu sichern. „Leider wurden unsere Ansätze ignoriert und nicht ernsthaft in Erwägung gezogen“, sagt Nadine Knauff weiter: „Das Management treibt das Unternehmen so völlig unstrukturiert in diesen massiven Stellenabbau. Trotz gegenteiliger Zusagen wollte der Arbeitgeber am Ende der Verhandlungen keine Zukunftsvereinbarung mehr abschließen, wie der Standort mittel- und langfristig gut aufgestellt wird.“ Im Sinne der Beschäftigten werden IG Metall und Betriebsrat aber auch künftig darauf drängen, den Standort in Bad Neustadt in der Saale zukunftsfest aufzustellen und beispielsweise die Ausbildung zu sichern.

Schaeffler

Der Anfang November 2024 angekündigte Stellenabbau bei Schaeffler trifft auch den Standort Schweinfurt massiv. Betroffen ist auch der zu Schaeffler gehörende Standort Ewellix in Schweinfurter Maintal mit rund 130 Beschäftigten. Er soll aufgelöst und in die Georg-Schaefer-Straße integriert werden. Betroffen sind nach Angaben des Arbeitgebers zu gleichen Teilen die indirekten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Verwaltung, Forschung und Entwicklung sowie der Produktion. Der Konzern spricht offiziell von einem Abbau von knapp 500 Arbeitsplätzen in Schweinfurt.

„Die Zahl stimmt nicht. Zusammen mit den bereits angekündigten, aber noch nicht umgesetzten Maßnahmen werden wir in Schweinfurt rund 700 Arbeitsplätze verlieren“, sagt Jürgen Schenk, Betriebsratsvorsitzender am Standort Schweinfurt. „Da gibt es nichts zu beschönigen. Das ist der größte Angriff auf den Standort seit vielen Jahren und das, obwohl die Belegschaft über Monate mit Arbeitszeitabsenkungen und vielen andere Maßnahmen ihren Beitrag zur Überbrückung der Auftragsflaute leisten“, so Schenk weiter.

„Gerade im Bereich des Industriegeschäfts sehen auch wir Probleme. Aber gerade hier haben die Beschäftigten in den vergangenen Monaten mit Arbeitszeitabsenkungen, verbunden mit erheblichen Lohneinbußen, Brücken gebaut. Mit dieser Ankündigung erklärt Schaeffler den Beschäftigten, dass diese Brücken in einen massiven Arbeitsplatzabbau am Standort Schweinfurt münden sollen. Das können und werden wir als IG Metall so nicht stehen lassen“, sagt Thomas Höhn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt.

Bosch Rexroth

Wie die Werksleitung von Bosch Rexroth den Beschäftigten Mitte März 2024 mitgeteilt hat, sollen bis spätestens Ende 2028 bis zu 240 Stellen am Standort Schweinfurt mit Werksteil in Volkach sozialverträglich abgebaut werden. Betriebsrat und IG Metall setzen sich jetzt für Investitionen und Produktinnovationen ein, welche dafür Sorge tragen, dass die Arbeitsplätze für den Standort Schweinfurt und Volkach erhalten bleiben.

Bosch Rexroth hat zudem am 6.11.2024 gegenüber der Belegschaft angekündigt, dass am Standort Augsfeld bis Ende 2027 insgesamt bis zu 135 Stellen abgebaut werden sollen. Im Zuge dieser Maßnahme sollen mehrere Produkte nach Homburg (Saar) und nach Bursa (Türkei) verlagert werden.  Derzeit sind am Standort etwa 400 Mitarbeiter beschäftigt. 

Valeo

Wie schnell Verlängerungspläne in die Realität umgesetzt werden, zeigt das traurige Beispiel von Automobilzulieferer Valeo in Bad Neustadt an der Saale: Bis Ende Juni 2024 wurden 310 der 510 Valeo-Beschäftigten im Elektromotorenwerk Bad Neustadt an der Saale ihren Job verlieren haben. Die Produktion wird in das polnische Czechowice-Dziedzice südlich von Kattowitz verlagert. Der Anfang Februar beschlossene Interessensausgleich sieht zudem die Stilllegung des Musterbaus sowie weiterer Bereiche vor. Eine eindeutige Bestandsgarantie für die verbleibenden Bereiche am Standort Bad Neustadt hat die Valeo-Geschäftsführung nicht gemacht – zu befürchten sind weitere Maßnahmen.

 


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